Vereinsgeschichte

In den folgenden Zeilen soll der Werdegang des Postsportvereins e.V. Mainz von der Gründung bis heute in etwa nachvollzogen werden. Da vieles aus der Gründerzeit durch Kriegseinwirkung verloren ging, muss man sich auf Überliefertes verlassen. Das Gründungsmitglied Adam Schier hat anlässlich des 50-jährigen Jubiläums 1977 aus seiner Erinnerung berichtet. Dies sind auch die einzigen authentischen Aufzeichnungen aus den Anfängen des Postsportvereins e.V. Mainz. Die heutigen Aufzeichnungen sollen den nachfolgenden Generationen Unterlagen über den Werdegang des Vereins an die Hand geben, zur Ehre des Vereins und zum Wohle seiner Mitglieder. Möge Gott geben, dass es nie mehr zu einem so verheerenden Krieg wie von 1939 – 1945 kommt, damit diese Aufzeichnungen erhalten bleiben und künftigen Vorständen des Vereins als Unterlagen zur Verfügung stehen.

Mainz im Jubiläumsjahr 2002, Helmut Haas

Wissenswertes über den PostSV

Gründungsjahr: 1927
Mitglieder insgesamt: 628
Jüngstes Mitglied: 4 Jahre
Ältestes Mitglied: 94 Jahre
Längste Mitgliedschaft: 80 Jahre

Aus den Anfängen des Postsportvereins Mainz

In den zwanziger Jahren lebten die Postbeamten im Dienst gefährlich. Wer mit Wert- und Geldsendungen durch die Straßen ging, wusste: Gefahr lauert im Hinterhalt. Geldbriefträger wurden nicht selten überfallen und ausgeraubt. Nicht nur die Empfänger, die vergeblich auf ihre wertvollen Sendungen warteten, waren wütend, auch die Geldbriefträger überlegten sich, wie sie sich und ihre wertvolle Fracht vor den Räubern schützen könnten.

So beschlossen sie, Selbstverteidigungskurse zu besuchen. Einen in Judo ausgebildeten Postbeamten wagte sicher niemand mehr anzugreifen. Die Judoausbildung sollte in einem Postsportverein durchgeführt werden. Die Idee wurde durch die, in den 20erJahren im gesamten Reichsgebiet auflebende Bewegung der Gründung von Postsportvereinen auch von den Mainzer Postangehörigen übernommen. So wurde am 23.07.1927 unter dem damaligen Postamtsvorsteher, Postdirektor Abt, die Gründungsversammlung durchgeführt.

Auch die Deutsche Reichspost hatte ein Interesse an der Gründung von Postsportvereinen. Man wollte hierdurch den Gedanken der sportlichen Betätigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktivieren und stellte deshalb den Vereinen finanzielle Mittel zur Verfügung. Der Wert des Sports war erkannt worden als ein Mittel zur Erhaltung und Stärkung der Gesundheit, zur Pflege der Gemeinschaft bei Sport und Spiel und bei geselligen Veranstaltungen. Die Grundsätze der Gründungsmitglieder von1927 waren interessanter Weise die gleichen wie die heutigen:

  • Unbedingte Selbständigkeit der Postsportvereine gegenüber Jedermann, d.h. Ablehnung des Betriebssportgedankens
  • Zulässigkeit der Mitgliedschaft auch von Nichtpostangehörigen
  • Anschluss der Postsportvereine an die Spitzen- und Fachverbände
  • Vorrangige Förderung der Jugendbewegung
  • Vorrang des Breiten- vor dem Spitzensport

Bei der Gründungsversammlung wurde eine Fußballabteilung ins Leben gerufen und der Kollege Adam Schier als Abteilungsleiter bestellt. Ein ordnungsgemäßer und fachkundiger Spielbetrieb wurde umgehend aufgenommen und durchgeführt. Ebenso wurde eine Gymnastikabteilung von den Damen des Fernsprechamtes, die in den Gymnastikstunden einen Ausgleich zur einseitigen körperlichen Belastung im täglichen Dienst am Klappschrank suchten, gegründet. Für diese Sportgruppe stand nach Fertigstellung des neuen Fernsprechamtes auf dem Münsterplatz -im Jahr 1930- ein eigener Übungsraum zur Verfügung.

Postsportlerinnen und -sportler nahmen umgehend an den leichtathletischen Wettkämpfen auf der Landskrone in Oppenheim und der Waldeck in Ingelheim teil und kehrten stolz als Siegerinnen und Sieger mit dem Siegerkranz zurück. Diese Bergfeste waren jährlich auch Anlass, eine große Schar von Mitgliedern zum geselligen Beisammensein an den Ort der Wettkämpfe zu locken. Die sportlichen Wettkämpfe verbunden mit dem geselligen Beisammensein blieben allen Teilnehmern lange Jahre in guter Erinnerung. Im Gründungsjahr des Postsportvereins Mainz bestanden in Mainz bereits 2 weitere Postvereine:

  • der Postgesangsverein von 1924
  • der Karnevalsverein „Meenzer Buwe der Reichspost“

Letzterer konnte im Jahr 1939sein 40-jähriges Jubiläum in der Liedertafel in Mainz, die durch Bombenvernichtet wurde, feiern. Diese beiden Postvereine erfreuten sich großer Beliebtheit beim Mainzer Postpersonal. Der 1924 gegründete Postgesangverein und der 1927 gegründete Postsportverein wurden 1934 zwangsweise zusammengeschlossen. Der Verein führte ab sofort den Namen »Postsportgemeinschaft e. V. Mainz«. Dieser zwangsweise Zusammenschluss hatte nichts Nachteiliges gebracht, im Gegenteil, der Zusammenschluss hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen, da beide Postvereine die gleichen Ziele hatten, nämlich die Pflege der Geselligkeit, das gegenseitige Kennenlernen außerhalb des Dienstes, um so die große Mainzer Postfamilie als große Einheit zu erwirken.

Weitere Ereignisse aus jenen Tagen bis zum Zusammenbruch 1945, die für die Chronik von Bedeutung wären, sind leider nicht mehr nachweisbar. Da alle Unterlagen aus dieser Zeit durch Kriegseinwirkung in Verlust gerieten und mündliche Überlieferungen so lückenhaft und ungenau sind, lässt sich daraus kein Geschehensablauf mehr rekonstruieren, Schade! 

Lediglich die Satzung des Vereins und eine Niederschrift des Amtsgericht Mainz von 1938, die uns 1989 freundlicherweise vom Amtsgericht Mainz überlassen wurden, dokumentieren die Tätigkeit des Postsportvereins Mainz vor dem Krieg. Nach diesen Unterlagen war der Postinspektor August Stock als Vereinsführer und der Postinspektor Otto Nicolai als sein Stellvertreter bestellt. Ein weiterer Nachweis konnte inzwischen aus dem Nachlass des früheren Mitglieds Karl Schilling erworben werden. Ebenso konnten wir einen Nachweis aus dem Post-Sport Archiv von 1935 über die Teilnahme der Postschützen aus Mainz beim Wettkampf in Berlin erwerben. Nach Kriegsende wurde die Weiterführung des Vereins durch die Militärregierung verboten. Mit der Verordnung Nr.33 des französischen Oberkommandierenden in Deutschland vom

04. Februar 1946 wurde die Gründung von Postsportvereinen im französischen Besatzungsgebiet unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Das Vereinsrecht wurde mit Verordnung Nr. 22 vom 21.12.1945 in der gesamten französischen Besatzungszone wiederhergestellt. Es dauerte aber noch bis 1951, bis es zur Wiedergründung des Vereins kam.

Gründungsversammlung 1951 

Am 16.05.1951 war es dann endlich soweit. In die aufgelegte Einzeichnungsliste hatten sich vor der Gründungsversammlung 110 Kolleginnen und Kollegen eingetragen. Durch Aushänge in den Gebäuden des damaligen Postamts, des Fernmeldeamts und des Fernmeldebauamts wurde auf die Gründungsversammlung hingewiesen. Eingeladen war zur Wiedergründung des Postgesangvereins. An der Gründungsversammlung nahmen 40 Kolleginnen und Kollegen, die auch stimmberechtigt waren, teil. Kollege Ernst Meub eröffnete als Einberufener die Versammlung und begrüßte die Erschienenen auf das Herzlichste. Gleichzeitig erläuterte er die Beweggründe zur Einberufung der heutigen Versammlung und wies auf das große Interesse im Kollegenkreis zur Wiedergründung des Postgesangvereins hin. Danach gab er die Tagesordnung bekannt und wünschte der Versammlung einen vollen Erfolg.

In der anschließend vorgenommenen Wahl des 1. Vorsitzenden wurde der Postinspektor Ludwig Kessel als einziger Kandidat vorgeschlagen und einstimmig durch Akklamation gewählt. Kessel nahm die Wahl an und dankte der Versammlung für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Kessel versicherte, dass er sich voll und ganz für den Verein einsetzen wolle, um baldmöglichst ein brauchbares Instrument zur Förderung des geselligen Lebens innerhalb der Mainzer Postfamilie zu erreichen. Nur auf diese Art sei der Verein zu seiner alten Blüte zu bringen.

Bevor in der Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder fortgefahren wurde, bat Kessel um das Wort zu einer grundlegenden Erklärung. Nachdem die Versammlungsteilnehmer keine Einwände erhoben haben, streift er in großen Zügen die Entwicklung der früheren Postsportgemeinschaft e. V. Mainz. Er betonte insbesondere, dass der zwangsweise Zusammenschluss des Postgesangvereins und des Postsportvereins 1934 zur Postsportgemeinschaft e. V. Mainz nichts Nachteiliges gebracht hat, da beide Vereine die Pflege der Geselligkeit und das gegenseitige Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen auch außerhalb des Dienstes verfolgten. Diese Entwicklung wurde auch von der Postverwaltung begrüßt und durch finanzielle Zuschüsse gefördert. Kessel führte weiter aus, dass die Herren Amtsvorsteher der Mainzer Ämter und der mit der Vermögensverwaltung der Postsportgemeinschaft beauftragte Postoberinspektor Nikolai ihm schon seit längerer Zeit die Wiedergründung der Postsportgemeinschaft nahe gelegt hätten. Nachdem nun Mitglieder einer Abteilung des früheren Vereins eine Wiedergründung im engeren Rahmen vorgesehen haben, hält er es für seine Pflicht, heute nicht nur einen Postgesangverein zu gründen, sondern den alten Verein und darin als erste Abteilung die Gesangsabteilung erstehen zu lassen. Aus Zweckmäßigkeitsgründen, die innerhalb der Verwaltung der Deutschen Bundespost zu suchen sind, möge der Verein sich nicht mehr »Postsportgemeinschaft e. V.«, sondern »Postsportverein e. V. Mainz« nennen. Kessel stellt dann folgenden Antrag: Die Versammlung möge beschließen, dass heute nicht ein Postgesangverein Mainz, sondern die Wiedergründung der Postsportgemeinschaft e.V. Mainz unter dem neuen Namen »Postsportverein e. V. Mainz« erfolgt.

Dieser Antrag wurde einstimmig durch Akklamation angenommen. Danach wurde unter Leitung des 1. Vorsitzenden Kessel folgender Vorstand gewählt: 2. Vorsitzender Ernst Meub; 1. Schriftführer Hans Morr; 2. Schriftführer Karl Steinbrecht; 1. Kassierer Jakob Form; 2.Kassierer Karl Schilling; Ökonom Vinzenz Kappesser; Beisitzer Aktive Lorenz Friedrich; Beisitzer Inaktive Wilhelm Kniss; Kassenprüfer Franz Stange und Hans Schmitt.

Alle Gewählten wurden per Akklamation in ihre Ämter berufen und nahmen die Wahl an.
Punkt 4 der Tagesordnung: Der „Monatsbeitrag“ wurde mit 37 zu 3 Stimmen auf DM 0,60 festgesetzt.